In einem Brief an den zuständigen Redakteur der «VERA-Sendung» vom 23.10.1996 findet er es «ungeheuerlich» und beschwert sich erbost darüber, dass man die Angelegenheit (nämlich den von der Tochter behaupteten Inzest im Familienkreis) «jetzt 20 Jahre später an das Licht der Öffentlichkeit zerren will». Die schrecklichen und traumatischen Erlebnisse seiner Tochter, die auf Grund Ihrer schweren psychischen Probleme jahrelang ärztliche und psychiatrische Hilfe in Anspruch nehmen musste, verharmlost er als «pubertären Blödsinn», den er «natürlich nicht billige» usw.
Griess weiter im Originalton: «Falls Vorgänge wie sie meinem… vorgeworfen werden, vor einem Gericht verhandelt werden, so wird normalerweise die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Es stünde dem ORF gut an, sich ebenfalls an diese Gepflogenheit zu halten und die Privatsphäre meiner Familie zu respektieren.»
Ein weiteres Zitat in diesem Brief bringt deutlich die Geringschätzung und Verachtung des Herrn Griess sowohl für den ORF, als auch für die eigene Tochter zum Ausdruck: «Sie (gemeint ist der verantwortliche Redakteur) werden doch nicht ernstlich glauben, dass meine Tochter nicht genau von der Norweger-Bewegung instruiert wurde, was sie in der Sendung sagen sollte.» Wie bereits erwähnt, hatte sich Wiltrud Griess mit ihren Problemen schon viele Jahre vorher an einzelne Vertrauenspersonen der Norweger gewandt und Hilfe und Rat gesucht, sowohl innerhalb unserer Gemeinschaft als auch bei Therapeuten, Psychiatern und Fachärzten außerhalb unserer Gruppe. Herr Griess spricht also nicht nur dem verantwortlichen Redakteur, sondern auch seiner Tochter die Fähigkeit ab, selbst zu denken, zu antworten und kritische Fragen zu stellen.
Selbstverständlich wusste weder der Sprecher der Norweger noch Wiltrud Griess, welche Fragen die Moderatorin Vera Russwurm an sie stellen würde
. Griess geht in seiner Überheblichkeit sogar soweit, dem ORF- Redakteur genaue Vorschriften zu machen, welche «zwei Fragen», er «seiner Tochter in der Sendung» zu stellen hätte und schreibt wörtlich: «Wenn der ORF mit dieser Vorgangsweise nicht einverstanden ist, dann zeigt er, dass er an sachlicher Information nicht interessiert ist, sondern nur einem sensationslüsternen Publikum entgegen kommen will.»
Hier erhebt sich die Frage: Wer will wen bevormunden und Vorschriften machen, was man in einer Sendung fragen bzw. sagen darf?!
Sehr aufschlussreich ist eine weitere Griess-Bemerkung in dem Beschwerdebrief an den ORF:
«Wenn Sie angesichts des Umstandes… keine weitere Sendung mehr machen wollen, so soll es mir recht sein. Meine Frau, meine Söhne und ich sind in Österreich in weiten Kreisen als anständige Menschen genügend bekannt, sodass wir eine öffentliche Rehabilitierung nicht nötig haben. Es ist allerdings traurig, dass damit eine Gelegenheit verloren geht, andere Menschen vor den Gefahren zu warnen, die mit einem Betritt zur Norweger-Bewegung und zu anderen ähnlichen Gruppen verbunden sind.»
Man beachte Folgendes: Während wir Norweger aufgrund der ungeheuerlichen, völlig aus der Luft gegriffenen Beschuldigungen des Herrn Griess bei der «VERA-Sendung» am 9.10.1996 sofort eine Gegendarstellung verlangten und den ORF im Falle eines abschlägigen Bescheides unverzüglich geklagt hätten, um eben eine Gegendarstellung zu «erzwingen», erklärt Herr Griess hier schwarz auf weiß, dass er «eine öffentliche Rehabilitierung nicht nötig habe», ja es sollte ihm sogar «recht sein», wenn «keine weitere Sendung» mehr folgt.
Diese Mitteilung des Herrn Griess an den ORF stammt also vom 23.10.1996. Kurz vorher erklärte er in einem seiner üblichen Hetz- und Rundbriefe jedoch genau das Gegenteil:
«Die ungeheuerliche Aussage meiner Tochter Wiltrud, sie sei in der Kindheit durch «inzestuöse Vorgänge» in der Familie psychisch geschädigt worden, welche der Öffentlichkeit augenscheinlich suggerieren sollte, ich als ihr Vater habe sie vergewaltigt, wird noch ein gerichtliches Nachspiel haben. Auch den ORF habe ich aufgefordert, mir die Möglichkeit einer Entgegnung zu bieten, leider bisher ohne Erfolg. Wahrer Kern dieser Aussage sind pubertäre «Spielchen»… die von uns Eltern nach Bekanntwerden natürlich sofort mit Nachdruck abgestellt wurden.»
Allein diese beiden widersprüchlichen, kurz hintereinander verfassten Äußerungen des Herrn Griess geben einen tiefen Einblick in seine «Wahrheitsliebe» und Gedankenwelt sowie in seine Methoden bei der «Bekämpfung» der Norweger.